Schon seit seinem 46. Lebensjahr ist er ein leidenschaftlicher Läufer, jetzt bringt er das St.-Franziskus-Haus auf Trab. Heinz Kleinejasper (69), Mieter im Betreuten Wohnen, leitet unseren neuen Lauftreff. Der hatte am 10. März 2009 Premiere. Seitdem macht sich jeden Dienstag- und Donnerstagabend ein ganzer Pulk von Leuten vom St.-Franziskus-Haus aus auf den Weg. Mit dabei sind Mieter aus der WG und dem Betreuten Wohnen, Mitarbeiter, Angehörige, aber auch Mitarbeiter der Pflegedienste, die bei uns im Haus tätig sind. Auch die Nachbarschaft ist eingeladen.
Acht Personen sind derzeit dabei – unter der sportlichen Leitung von Heinz Kleinejasper. Der hatte das Laufen vor einem dreiviertel Jahr nach längerer Pause wieder aufgenommen und konnte schon nach kurzer Zeit feststellen, wie sich seine Fitness verbesserte. Täglich ging er rund drei Stunden mit „WG-Hund“ Carlo spazieren. Der ruhige und ausgeglichene Labrador, der im richtigen Moment aber durchaus auch sehr viel Temperament entwickelt, gehört Annette Longinus-Nordhorn, der Leiterin des St.-Franziskus-Hauses. Sie bringt den bald achtjährigen Hund jeden Tag mit zur Arbeit, wo er von den Mietern schon freudig erwartet wird. Und sie kam schließlich auch auf die Idee, die sportliche Begeisterung von Herrn Kleinejasper auf das ganze Haus zu übertragen. So bat sie ihn, allen Interessierten das Laufen beizubringen und den Lauftreff anzuleiten – und Herr Kleinejasper willigte begeistert ein.
Angefangen hatte für ihn alles 1986, als er sich wegen einer Alkoholsucht in der Klinik am Hellweg in Oerlinghausen aufhielt. Während der Therapie trieb er damals viel Sport. Auch das Laufen lernte er dort. Als er am „Hellweglauf“ teilnahm, wurde er von 70 Teilnehmern ohne Altersklassenwertung 28. Die Sucht konnte Herr Kleinejasper besiegen, den Sport behielt er bei. 18 Jahre lang lief er viermal wöchentlich 15 bis 20 Kilometer. Die Landkreise Gütersloh, Warendorf, Steinfurt und Borken hat er so mehrmals durchlaufen. Zu der Zeit betrieb der gelernte Großhandels-Kaufmann noch gemeinsam mit seiner Frau Renate einen Fischspezialitäten-Handel, mit dem er 32 Jahre lang selbstständig war. Im Jahr 2000 erkrankte er jedoch an Blasen- und Prostatakrebs, durch den sowohl die berufliche Tätigkeit endete, als auch die sportliche Tätigkeit vorübergehend zum Erliegen kam.
Infolge der Krankheit ist Herr Kleinejasper seit 2004 Dialyse-Patient, den Krebs hat er jedoch überwunden. Seine ungeheure Lebenslust und positive Lebenseinstellung beeindruckt alle im St.-Franziskus-Haus, wo er gemeinsam mit seiner Frau ins Betreute Wohnen gezogen ist. Seine Kraft zieht er nicht zuletzt aus den fünf tibetischen Ritualen, die er täglich ausführt. Diese buddhistische Praxis hilft, eine bessere innere Balance zu finden und mehr Energie zu entwickeln. Auch seine Frau, zwei Kinder, fünf Enkelkinder und sogar eine Urenkelin helfen ihm zweifellos dabei. Seit 2008 läuft Herr Kleinejasper auch wieder, 10 Kilometer sind für ihn kein Problem. Dieses Jahr will er sogar für das St.-Franziskus-Haus am Volkslauf teilnehmen. Die Spaziergänge mit Carlo dem „WG-Hund“ hatten ihn wieder auf den Geschmack gebracht.
Seit Anfang März diesen Jahres schließlich hält er sich nicht nur selber fit, sondern hilft auch allen Interessierten, in Bewegung zu kommen. Keiner muss dabei freilich marathontauglich sein oder Rekorde aufstellen. Stattdessen läuft einfach jeder nach seinen Fähigkeiten. Der Lauftreff beginnt mit Lockerungsübungen, dann geht es mit langsamen Gehen los. Nach einiger Zeit beginnt das langsame Joggen, danach folgt wieder Gehen. Nach 60 bis 75 Minuten schließen die Sportler das Laufen mit Stretchingübungen ab. „Ich glaube, dass ich auch mit 80 Jahren dem Lauftreff dienen kann“, sagt Heinz Kleinejasper, der dieses Jahr im November seinen 70. Geburtstag feiert. Wir freuen uns drauf. Jeweils dienstags und donnerstags geht es um 18 Uhr los.