Ausgesprochen köstlicher Mispellikör – vor allem dafür war das Haus St. Josef in Heiden bisher bei unseren WG-Bewohnern bekannt. Nicht zuletzt deshalb waren wir schon seit geraumer Zeit neugierig auf einen Besuch in dem Seniorenzentrum, das wie das St.-Franziskus-Haus von den Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel betrieben wird. Wir alle wollten erfahren, wie die Einrichtung zu ihrem ungewöhnlichen Ruhm kam.
Sechs Mieter und Mieterinnen sowie zwei Mitarbeiterinnen nahmen daher die Einladung der dortigen Pflegedienstleiterin Frau Scheffner an und fuhren am 4. Februar 2010 früh um 9 Uhr los. Auf sie wartete ein unglaublich ereignisreicher Tag, der sich um weit mehr als nur Likör drehte. Ganze anderthalb Stunden dauerte schon die Fahrt. In unserem neuen Bulli, in dem auch Rollatoren und Rollstühle mühelos Platz fanden, stellte das jedoch kein Problem dar.
In Heiden wurden wir mit einer Überraschung empfangen. Nachdem uns die sechs Bewohner des dortigen Betreuten Wohnens zusammen mit Frau Scheffner und der Heimleiterin Frau Spielmann begrüßt hatten, ging es nämlich gleich weiter – in die Bäckerei. Bäckermeister Becker und seine Frau nahmen sich den ganzen Vormittag Zeit für uns, sodass wir einen interessanten Einblick in den Betrieb mit seinen großen Öfen, Mixern und Ausrollmaschinen bekamen. Aber nicht nur das. Herr Becker setzte nicht weniger als 13 Kilo Brotteig an – und dann hieß es mit anpacken. Die Senioren konnten ein Stück Teig abwiegen und anschließend zu einem Brot formen. Für alle ein großes Vergnügen, für manche sogar ein vertrautes. „Ich habe früher Landbrot gebacken, das ist nichts Neues für mich“, sagte etwa Frau Mücke aus unserer WG. Andere, wie zum Beispiel Herr Weinekötter, machten damit eine ganz neue Erfahrung.
Schließlich wurden die Brote in den Ofen geschoben, bevor es um 12.30 Uhr wieder zurück ins Haus St. Josef ging. Hier war bereits die Mittagstafel gedeckt. Der Kontakt zwischen unseren Mietern und den Mietern aus Heiden war inzwischen so gut, dass wir beim anschließenden Rundgang durch das Haus auch einen Blick in die Wohnungen werfen konnten. Aber auch sonst gab es viel Interessantes zu sehen. Die Kaninchen im Eingangsbereich etwa begeisterten ganz besonders Frau Mücke. Der erste Teil des Rundgangs endete in der hauseigenen Kapelle, in der jeden Tag ein Gottesdienst gehalten wird. Anschließend ging es weiter in den Wohnbereich II, wo wir uns ebenfalls umsahen.
Hier war auch schon der Tisch gedeckt mit Kaffee und Kuchen. Hier kamen wir aber auch zum ursprünglichen Grund unseres Besuches, dem Mispellikör. Betreuungsassistent Joachim Teroerde hatte die Idee zur hauseigenen Likörgewinnung gehabt, nachdem er in seinem Garten eine reiche Mispelernte eingefahren hatte. Die Herstellung des Getränks begann bereits im November 2009 und wurde zu einem Gemeinschaftsprojekt, an dem sich alle Hausbewohner beteiligten. Damit wurde nicht nur das „Wir-Gefühl“ gestärkt, sondern auch immer wieder ganz stark die Sinne angesprochen – vom Geschmack der Mispeln beim Schälen über den Duft beim Ansetzen bis zum Genuss des Likörs.
Dem durften auch wir uns nun hingeben, und so wurde gemeinsam auf einen schönen Tag in Heiden angestoßen. Nachdem Bäcker Becker unsere inzwischen fertigen Brote gebracht hatte und diese aufgeteilt worden waren, machten wir uns auf den Heimweg nach Oelde. Beim Abendbrot im St.-Franziskus-Haus wurde dann noch viel erzählt – und das selbstgebackene Brot gegessen.
Alle Mieterinnen und Mieter sowie Frau Longinus-Nordhorn bedanken sich herzlich für die Einladung nach Heiden. Zu einem Gegenbesuch nach Oelde wurde selbstverständlich ebenfalls eingeladen – worüber sich alle in Heiden sehr freuten.